Fritz Zürn (1890-1974) erlernte den Beruf eines Koch und Kon-ditor in seinem Heimatort Gemmrigheim (Baden-Württem-berg). Im Alter von 17 Jahren suchte er in England sein beruf-liches Glück. Dort arbeitete er zunächst als Bäcker und lernte später im Hotel "Ritz" weiter in seinem Koch-Beruf.
Nach Beendigung dieser Ausbildung fuhr er auf der Yacht des Herzogs von Westminster um die Welt, anschließend bei der britischen "Cunard White Star Line" auf der "Olympic". Nach Fertigstellung von deren Schwesterschiff "Titanic" wollte Fritz dorthin übernommen werden und heuerte kurz vor deren Ab-fahrt in Southampton an. Das scheint der Grund zu sein, wa-rum man ihn nicht in den vorhandenen Personallisten des Schiffes findet.
Die Katastrophe der "Titanic", im April 1912, im nördlichen Eis-meer erlebte er seiner Schilderung nach als Führer eines Ret-tungsbootes. Nach seiner Ankunft in New York wurde er in einem Seemannsheim untergebracht.
Am Anfang des 1. Weltkrieges 1914 kam er in ein Londoner In-ternierungslager für Deutsche. Er erkrankte an Malaria und kehrte erst 1919 nach Hause zurück.
Als Arbeiter in einer Papierfabrik sparte er Geld, um die Gast-stätte "Liederhalle" in Gemmrigheim pachten zu können, kaufte aber schließlich ein anderes Lokal und benannte es in "Café Titanic" um. In der Gaststube erhielten die Gäste durch ein nach seinen Angaben gefertigtes Ölgemälde einen Ein-druck vom Untergang des Schiffes.
Die Schiffskatastrophe machte aus Fritz Zürn, einem früher le-benslustigen jungen Mann, einen verschlossenen, in sich ge-kehrten Menschen. Wortkarg
geworden berichtete er nur un-gern über das Schiffsunglück.
Viele Zeitungsartikel und Artikelserien befassten sich mit dem Schiffsuntergang und den Erlebnissen von Fritz Zürn. In sei-nen letzten Lebensjahren schwieg Fritz ganz darüber. Nur sei-ne Frau Luise erzählte auf Befragen der Gäste die dramati-sche Geschichte.